Systemische Erlebnispädagogik
Einführung
Mit Naturerfahrungen Menschen weiterbringen! So kann man die systemische Erlebnispädagogik wohl am einfachsten umschreiben. Doch natürlich ist die Beschreibung eigentlich tiefgründiger und vielschichtiger.
Wir bewegen uns im Outdoor, nicht weil man Erlebnispädagogik nicht in geschlossenen Räumen machen könnte, sondern weil uns die Natur alles zur Verfügung stellt, was wir benötigen. Seien es Tannzapfen für eine Kreativ-Gestaltung oder sei es auch nur das richtige Wetter!
In einem ungewöhnlichen Setting – und für die meisten von uns ist es mittlerweile aussergewöhnlich, in der Natur unterwegs zu sein – können sich Themen zeigen, die wir nur zu gerne verdrängen. Tiere können sich zeigen oder wir schlafen an einem Ort, der bei genauerem Hinsehen zeigt, wo wir im Leben stehen.
Dieses Herauslösen aus der aktuellen Realität kann verstörend wirken. Dem gilt es Rechnung zu tragen, indem wir uns bei allem, was sich zeigt, die nötige Zeit nehmen, im Wissen darum, wie wichtig es ist, wirken zu lassen.
Dazu bewegen wir uns wertschätzend und achtsam. Jeder bringt seine Geschichte mit. So gehen wir davon aus, dass etwas nicht ungeschehen gemacht werden kann. Der Blickwinkel darauf aber wohl! Und allein die Veränderung des Standpunktes kann Welten verändern.
Methodenfelder
Kreativ-rituelle Prozessgestaltung, kurz KRPG, besteht aus vier Methodenfeldern, die nachfolgend beschrieben werden. Diese Methodenfelder sind nicht starr abgesteckt sondern können fliessend ineinander übergehen und sich ergänzen.
Naturerfahrung
Allgemein werden Naturerfahrungen eingeteilt in konkrete Naturerfahrung, metaphorische Naturerfahrung, energetische Naturerfahrung oder spirituelle Naturerfahrung.Gemäss Habiba/Hufenus gilt für alle vier Bereiche, dass sie wichtige persönliche und gruppenbezogene Erfahrungen ermöglichen wie z.B. Förderung von verborgenen Ressourcen oder Entwickeln von Selbstvertrauen.
Kreativtechniken
Der Mensch kann nur einen kleinen Teil seines Gehirns aktiv nutzen. Der weitaus grössere Teil bleibt ausserhalb unseres aktiven Zugriffs. Und so wirkt bei diesen Techniken das Unbewusste oder auch das Unterbewusstsein mit. Ob das nun Symbolarbeit, Biographielinie oder sozialer Kosmos sind, sie können uns Ungeliebtes zeigen, können unseren Blick öffnen und unser Augenmerk auf etwas richten, das es zu integrieren gilt.
Szenische Arbeiten
Das Feld der szenischen Arbeiten umfasst Rollenspiele, Aufstellungsarbeiten, Skulpting und Spotting. Gemeinsam ist den Methoden, dass es sich um Inszenierungen handelt, bei denen Vergangenes oder Zukünftiges dargestellt werden kann.Dabei kommt der systemische Gedanke zum Tragen, wonach alles mit allem zusammenhängt. Hier können wir unterscheiden in einen konstruktivistischen oder in einen phänomenologischen Ansatz.
Beim einen gehen wir davon aus, dass wir unsere Wirklichkeit selber erschaffen und dementsprechend mit Impulsen unsere Sichtweisen verändern. Dadurch wird dann wieder unsere Realität beeinflusst. Beim anderen Ansatz ist es die Vorstellung, dass alles Leben nach Lebenserhaltung strebt. Da jeder ein Teil des Lebens ist, findet sich für jeden ein guter, heilsamer Platz. In der szenischen Arbeit sollen Lösungen nicht ge- sondern erfunden werden. Ein heilendes Bild, bei dem alle Aspekte gut aufgehoben sind, soll gezeichnet werden.
Rituelle Gestaltung
Wie bei vielem ist auch hier der respektvolle Umgang wichtig! Es gilt, darzulegen, dass es sich nicht um Rituale handelt, schon gar nicht mit religiösem oder esoterischem Hintergrund. Rituelle Gestaltung wird sparsam eingesetzt und soll der Verdichtung dienen. In Momenten des Dankes oder der Würdigung kann es hilfreich sein, einen grösseren Rahmen zu setzen. Aber auch um Übergänge zu markieren wie z.B. Übernahme von Verantwortung oder Zustimmung zu einer Aufgabe.